haya 120
Tortellini

An einem schönen Freitag morgen, dem 21.09.2001, steh ich vor der schweren Entscheidung: Dünner Lederkombi oder Textilklamotten mit Futter. Ein kurzes Öffnen des Fensters bringt die Erkenntniss. Soviel mfu hab ich garnicht, als dass ich nicht frieren werde. Also eindeutig Textil mit Kuschelfutter. Und es nieselt ja nur, also kann ich den Regenkombis gut verstauen.

Gegen 0830 fahr ich aus der Garage und irgendjemand da oben schüttet Eimerweise Wasser auf mich. Anhalten und Kombi anziehen ? Über die nassen Klamotten ? Geht nicht ! Also weiter im Dauerregen nach Ehingen. Dort hörts auf zu regnen und meine Handschuhe haben die Sauggrenze bei weitem überschritten.

Edgar trudelt ein. "Nass geworden ?" *grummel*

In normalem Marschtempo gehts weiter nach Riedholz, Susanne abholen. Ich frier jetzt richtig und sehne den heissen Kaffee herbei, der uns auch zusammen mit super Zwetschgenkuchen kredenzent wird. Ich plündere meinen Vorrat an trockenen Klamotten und fühl mich jetzt richtig kuschelig. Dann gehts weiter Richtung Oberjoch, wo dann ein Kleinlaster mit blauen Tonnen schmeisst. Susanne sieht, wie sich so ein Ding vom Laster verbaschiedet, Edgar fährt quasi untendurch, mir landet das Ding vor dem Vorderrad. Anhalten. Schadensaufnahme: Blinker hinüber, Schutzblech gebrochen, Untere Verkleidung hat sich verabschiedet, Schnauze verkratzt. Eigentlich alles nicht so schlimm, es ärgert mich nur masslos, dass ich ein paar Tage vorher genau diese Teile neu hingemacht habe ! Aber der Lasterfahrer hält an. Bin mal gespannt, ob alles reibungslos klappt.

Dann wenig ereignisreich übers Hahntenjoch nach Imst, wobei Edgar offensichtlich ein eigenes Gripverständnis entwickelt hat. Pause am Anfang vom Ötztal und was passiert ? Blauer Himmel ! Sonne pur ! So macht Moppedfahrn Spass ! Timmelsjoch im Schnee mit angenehmen Temperaturen und einem zerbröseltem Trike im Fels. Und kaum in Italien beachtet Susanne rote Ampeln ! Unten dann kurze Diskussion, ob wir den Jaufenpass noch mitnehmen. Die zwei enthalten sich, ich hör mein Bier ganz laut rufen, also direkter Weg. In Meran rennen die Leute mit T-Shirt und kurzer Hose rum. Ich komm mir wie im falschen Film vor in meinen 4 Lagen und Winterhandschuhen. Dann den Gampenpass hoch, auch hier wieder unterschiedlichste Interpretationen über den Strassenzustand, und wir sind da ! Zunächst den ersten Durst löschen, dann duschen und gespannt das Essen erwarten. Plötzlich steht Robert in der Tür und Susanne sieht ihr morgiges Ausschlafen dahinschwinden.

Nach Tortellinisuppe, Salat, bergeweise Spagetti und Kotelett gabs keinen Nachtisch ! Frechheit ! (zum Glück) musste was für die Verdauung getan werden, also Willi geordert. Und Wein. Und Willi. Und dann ging ich ins Bett und viel in einen komatösen Schlaf.

Nach 2 Aspirin konnte ich mich dann tatsächlich um 0800 zum Frühstück quälen. Was da so alles passiert ist, weiss ich leider nicht so genau. Irgendwann sass ich dann aufm Mopped und erfreute mich an dem trockenen Wetter und dem Mendelpass. War er doch oder ? Robert führte uns ohne Karte mit GPS über richtig schnuckelige Strassen. Ausser ein paar Tropfen wars trocken und angenehm warm. Und eines hab ich von Edgar wieder gelernt: Cappucino erhöht den Grip unheimlich !

Irgendwann wieder den Mendelpass (ich bin mir Sicher !) hoch. Da kommen uns zwei Heizer entgegen. Robert wirft den Anker, sein Grinsen reicht bis zu den Ohren, er wendet und verfolgt Rolf uns Jochen. Da mein Bier wieder so laut gerufen hat ...

Im Eichhörnchen dann Dieter aufgeweckt und Heidrun begrüsst, die gerade von ihrem 5-Minuten Spaziergang zum See zurückkommt. Sie durfte bei Rolf mitfahren, da ihr Tüv abgelaufen sei ;-/

Der Abend war wieder typisch Eichhörnchen. Gut und viel essen (diesmal mit Nachtisch !) und trinken. Irgendwann Bett gefunden und um 0900 wieder erwacht. Verschlafen ! Zum Fenster rausgeschaut. Es schüttet. Nicht Verschlafen ! Robert uns Susanne hatten erwartungsgemäss schon gefrühstückt, die anderen trudelten auch gerade ein. In Anbetracht der sich bessernden Wetterlage und des allgemeinen Schlafbedürfnis wurde Abfahrt auf 1200 anberaumt. Gebessert hat sich aber nix.

Also im Regen, diesmal mit Kombi, und Nebel über (laut Aussage manch anderer) schmierige Strassen über Bozen zum Brenner. Nach ca. 5 Stunden, so kams mir jedenfalls vor, die spinnen die Össis, 30 auf der Brennerstrasse, Fernpass und Pause. Nach hervorragendem Mahl von starker Müdigkeit erfasst (Rolf muss mir mal zeigen, wie man im sitzen schlafen kann) wurde ernsthaft diskutiert,ob man die Weiterfahrt nicht auf Montag verlegen könnte. Die Bar sah schon sehr verlockend aus. Aber irgendwie wollten dann doch alles heim. Kurz nach dem Grenztunnel wurde der Himmel wieder grauslig schwarz, aber Regenkombi wollte jetzt doch niemand anziehen. Allgemeine Verabschiedung und weiter über die Dosenbahn Richtung Ulm. Kurz vor dem letzten Tankstopp hab ich dann ein paar heftige Regentropfen abbekommen und entschloss mich doch für den Überzieher. Bin echt gespannt, wann die Lederklamotten von Dieter und Edgar wieder trocken werden.

Innerhalb kürzester Zeit hatten mich die zwei abgehängt. Keine Ahnung wie die das gemacht haben, aber bei so wenig Grip ging nicht mehr ;-/ Edgar hat dann dankeswerter Weise etwas Gas rausgenommen, so dass ich wieder auf ihn auflaufen konnte, und hat mich nach Ehingen geführt. Sicht war jetzt <= 0. Macht kein Spass im Dunkeln mit Regen. Dann von Ehingen weiter nach Münsingen gegurkt und dabei von Dosen überholt worden ! Um 2100 war ich dann glücklich und zufrieden zuhause.

Zum Abschluss nur so ein Gedanke. Wenn jemand mitbekommt, dass man ein paar hundert Kilometer im Regen mitm Mopped fährt, sich am Abend die Lichter ausschiesst,  am nächsten Tag einäugig die gleiche Strecke wieder im Regen zurückfährt könnte unter Umständen auf die Idee kommen, dass wir alle ein Rad abhaben und dass es viel effektiver sein könnte, sich nächstes Mal mit dem Auto in Ulm zu treffen, und dort auch zu bleiben. Aber zum Glück wissen wir ja alle, dass es schon einen Grund dafür gibt, solche Touren zu fahren. Oder ?